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Sensate Focus – schrittweise Annäherung

Grundlegendes zu Sensate Focus – Erläuterungen zum Programm

Die Methode bzw. das Trainings- oder Therapieprogramm “Sensate Focus” wurde ursprünglich von Masters und Johnson entwickelt. Es findet heute noch in vielen Sexualtherapien oder Paartherapien Anwendung. Viele Therapeuten oder Forscher haben das Programm abgeändert oder verwenden in Ihrer Arbeit nur einzelne der Phasen.
Das Programm findet Anwendung bei der Behandlung nahezu sämtlicher sog. sexueller Funktionsstörungen oder Probleme.

Das Programm Sensate Focus wird auch Masters-Johnson-Therapie oder Sensualitätstraining genannt.

In einer Zeit, in der es kaum geeignete Methoden und Ansätze zur Behandlung sexueller Probleme gab, veröffentlichten die US-amerikanischen Sexualforscher William H. Masters und Virginia E. Johnson ein Behandlungsverfahren bei sexuellen Funktionsstörungen, das Therapiegeschichte machen sollte. Es war zwar theoretisch kaum begründet, schien aber überaus erfolgreich zu sein. Die Erfolgsrate betrug angeblich bei mehr als 500 behandelten Paaren rund 80 Prozent. Die Rückfallquote betrug fünf Jahre nach Abschluss einer erfolgreichen Therapie bei mehr als 300 Paaren rund fünf Prozent. Die Bedingungen, unter denen diese Quoten erreicht worden sind, sollten kritisch gesehen werden.

Dieses Übungsprogramm ersetzt keine qualifizierte Sexualtherapie. Es ist sehr zu empfehlen, diese Übungen begleitend zu sexualtherapeutischen Sitzungen zu praktizieren. Bei Fragen zu einer Paartherapie und Sexualtherapie kontaktieren Sie uns entweder telefonisch unter 030 – 61 62 47 57 oder per Mail.

Unsere Sicht der Dinge und unser Fokus oder “Sensate Focus”

In unserer Praxis zeigt sich immer wieder, dass es nicht die richtige Methode zur Heilung bestimmter Störungen und Probleme gibt, sondern, dass es immer nur passende Methoden und Techniken gibt, um bestimmte Prozesse einzuleiten oder den Paaren zu ermöglichen, unvermeidbare Erfahrungen zu machen.
Aus dieser Perspektive betrachten wir auch die Methode bzw. das Übungsprogramm Sensate Focus oder auch Sensualitätstraining genannt. Wir empfehlen Paaren oft, die schrittweise aufeinander aufbauenden Übungen zu Hause zu machen und uns dann über ihre Erfahrungen zu berichten. Dabei geben wir bei einigen Problemen der Paare jeweils nach einer Sitzung eine entsprechende Hausaufgabe.
Oft zeigen sich während der Übungen bestimmte Konflikte und Probleme und manche Paare kommen gar nicht erst zum kontinuierlichen Üben, weil ihnen immer irgendetwas “dazwischen” zu kommen scheint oder Gefühle sie daran hindern, die einzelnen Schritte des Programmes zu gehen. Damit ist aus unserer Sicht zu rechnen. Wenn keine tiefgründigeren Konflikte zugrunde liegen würden, dann hätten viele Paare doch schon vorher begonnen, sich aktiv und auf neue Art und Weise zu begegnen.
Sensate Focus ist vielfach kritisiert worden und auch aus unserer Sicht reicht dieses Programm keinesfalls dafür aus, komplexe sexuelle Probleme, die meist in der Interaktion begründet sind, zu überwinden.
Manchmal sind diese Übungen sehr zu empfehlen, wenn man sie als Paar aus einer bestimmten Haltung heraus macht:
Entscheidend bei dieser Übung sind die Erfahrungen, die Sie machen. Seien Sie ehrlich sich selbst gegenüber und beobachten Sie ihre tatsächlichen Regungen. Es geht nicht um die Übungen, sondern um ihre Empfindungen und Gefühle während der Übungen.
Sehr hilfreich ist eine paartherapeutische Begleitung. Bei den meisten partnerschaftlichen Problemlagen, besonders bei sexuellen Problemen, ist ohne professionelle Unterstützung durch einen Paar- oder Sexualtherapeuten nur sehr schwer positive Entwickung zu erreichen. Sensate Focus sieht eine therapeutische Begeitung vor und versteht die einzelnen Phasen als Hausaufgaben.

Das hier vorgestellte Programm unterliegt unserer Interpretation und Auslegung. Wir haben unserer Erfahrung entsprechend einige Detaills verändert und stärker bzw. weniger stark betont. Sie finden hier somit keine Originalversion nach Masters und Johnson.
Wenn Sie Anmerkungen haben, andere Erfahrungen gemacht haben oder aber Ihre Rückmeldungen mitteilen möchten, freuen wir uns sehr über Ihren Kommentar.

Hier ein Video von uns zum Sensate Focus Programm auf Youtube:

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Einleitende Worte zum Programm Sensate Focus/ Sensualitätstraining

Sensate Focus oder auch Sensualitätstraining ist eine Methode zur Behandlung von Sexualstörungen. Dabei werden Schritt für Schritt jeweils sehr eingegrenzte (fokussierte) Maßnahmen zum Wahrnehmen und Genießen des eigenen und des Körpers des Partners durchgeführt.
Der Koitus steht nicht im Fokus. Vielmehr herrscht in der Regel sogar ein Koitusverbot bis kurz vor Abschluss des Programms.

In jedem Fall sind vor dem Programm beziehungsweise vor jeder Übung der Ablauf zu besprechen und der Ausgang zu klären. Ziel des Programms Sensate Focus ist der Abbau von Stress, Druck und Angst und die Etablierung einer neuen Ebene der partnerschaftlichen Begegnung.

Das Sensualitätstraining wird überwiegend angewendet bei Ängsten vor sexuellem Kontakt, psychisch bedingten sexuellen Funktionsstörungen wie Erektionsproblemen (Erektiler Dysfunktion), Ejaculatio praecox (vorzeitigem Samenerguss), fehlender oder verzögerter Ejakulation, Orgasmusproblemen der Frau, Störungen der sexuellen Appetenz (Libidostörungen).

Das Programm wird in der Regel durch sexualtherapeutische Sitzungen begleitet. Eine Weiterentwicklung hat dieses Programm, das ursprünglich von Masters und Johnson entwickelt wurde, im Hamburger Modell der Sexualtherapie erfahren.

Neben den gemeinsamen Übungen gibt es auch Einzelübungen, die der körperlichen Selbsterfahrung dienen sollen. Ist das Leitsymptom Vaginismus oder Ejaculatio praecox, kommen spezielle Übungen hinzu. Immer werden die Erfahrungen mit den Übungen in der darauf folgenden Therapiestunde im Detail besprochen. Alle Übungen werden mehrfach wiederholt. Erst wenn eine Übung von beiden Partnern angstfrei erlebt wurde, wird weitergegangen. Dabei ist eine neue Übung stets in die bereits bekannten und als angenehm erlebten Erkundungen eingebettet.

Aus der Sicht der Lerntheorie können die Patienten im Schutz der Regeln (z. B. zunächst Koitus-Verbot) notwendiges Lernen in kleinen Schritten nachholen, falsche und blockierende Vorstellungen abbauen, lustvolle Erfahrungen machen und Mut fassen. Durch den Aufbau der Therapie soll ein Teufelskreis, der so genannte Selbstverstärkungsmechanismus, durchbrochen werden. Er besteht darin, dass ein sexuelles Symptom, das vielleicht zunächst nur in einer bestimmten Situation, beispielsweise unter Alkoholeinfluss, aufgetreten ist, durch die nachfolgenden Erwartungsängste verfestigt wird.

Außerdem wird durch das Sensate Focus Programm die Aufmerksamkeit auf die Sensationen und Gefühle während des partnerschaftlichen Sex gelenkt.

Hier finden Sie ein Video (auf Englisch), in dem einige Erläuterungen gebracht werden. “VIDEO: Dr. Klein – What Is A Sensate Focus Exercise?

Die Phasen im Sensate Focus

Sensate Focus – die erste Stufe: Streicheln I

Die erste Stufe des Trainingsprogramms “Sensate Focus” soll eine neue Art der Begegnung fördern und beiden Partnern ermöglichen, frei von Druck und Leistungsansprüchen, den eigenen Körper und die eigenen Regungen zu erfahren und den Körper des Partners und seine Vorlieben zu erforschen.

Beachten Sie dabei: es gibt kein “richtig” oder “falsch” bei dieser Übung. es gibt für Sie nichts Besonderes zu tun, außer während dieser Übung bewusst auf sich und Ihren Partner/ Ihre Partnerin zu achten. Sie müssen sich während dieser Übung weder besonders dankbar zeigen noch ihrem Partner im Anschluss an diese Übung etwas “zurückgeben”.

In dieser Phase gibt es zwei Rollen: einen aktiven und einen passiven Partner. Diese Rollen wechseln nach einer zu vereinbarenden Zeit. Zu empfehlen ist, dass Sie sich anfänglich auf einen 45 – 60 minütigen zeitlichen Rahmen für diese Übung einigen. Wenn Sie diese Übung mehrfach wiederholt haben sollten, können Sie den Rahmen nach Absprache auch auf 90 min oder 120 min erhöhen.
Einigen Sie sich darauf, wer von Ihnen damit beginnt, die aktive Rolle einzunehmen. Der aktive Partner ist dafür verantwortlich, die Atmosphäre des Raumes zu gestalten, die Struktur der Übung einzuhalten und auch auf den zeitlichen Rahmen zu achten. Dazu empfiehlt es sich, einen Wecker oder eine Uhr so zu positionieren, dass Sie als aktiver Partner die Uhrzeit sehen können ohne dafür aus dem Kontakt mit dem passiven Partner gehen zu müssen.

Zuerst sorgen Sie als aktiver Partner für eine entspannte Atmosphäre:
Da Sie während der Übung fast nackt sind, erhöhen Sie die Zimmertemperatur, schließen die Tür ab, schalten das Telefon aus, sorgen dafür, dass Sie niemand stört, dimmen das Licht (es sollte hell genug sein, sodass Sie den Körper des Partners gut sehen) und stellen Sie eine angenehme Stimmung her. Besonders wenn Sex zwischen Ihnen beiden oder für einen Partner eher mit viel Druck einhergeht, sollten beide Partner während dieser Übung Ihre Unterwäsche anbehalten. Wenn Sie sich mit dieser Übung sicher fühlen und sich während des Streichelns entspannen können, können Sie diese Übung auch nackt durchführen.

Beschreibung der Übung:
Ein Partner legt sich auf den Bauch, während der aktive Partner seinen Körper mit sanften Streicheleinheiten erkundet.
Als aktiver Partner sollten Sie bewusst den Körper des Partners erkunden, Ihre Gefühle und Regungen beobachten. Geben Sie dabei auf die Textur der Haut und die Körpertemperatur Acht.
Die Genitalien und auch die erogenen Zonen sind in dieser Phase unbedingt auszulassen.

Das Streicheln findet still statt und dient nicht vorrangig der Massage – der Körper wird ganz sanft gestreichelt. Sie versuchen den Körper des Partners und Ihre Gefühle in Resonanz dazu so intensiv wie möglich zu erfühlen. Lassen Sie dabei Ihren Händen und Ihren Fingern “freien Lauf”. Erforschen Sie verschiedene Möglichkeiten des Streichelns. So können Sie mit der Handkante streicheln oder auch mit dem kleinen Finger. Sie können an einigen Stellen kreisende Berührungen vollziehen, wärend Ihre Finger an einer anderen Stelle vielleicht verharren. Sie können auch den Druck  und die Geschwindigkeit Ihres Streichelns variieren. Versuchen Sie als aktiver Partner, sich mehr und mehr in diese Übung “hineinfallen” zu lassen. Es kann sich anfühlen, als wenn Ihre Streichungen vollkommen unwillkührlich und fast wie von alleine über den Körper Ihres Partners/ Ihrer Partnerin gleiten.

Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten:
Wenn Sie diese Übung das erste Mal ausführen empfiehlt es sich, einen kompletten Durchgang mit einem Partner zu machen. Dieser sollte anfangs jedoch nicht länger als 20-30 min dauern.
Bitten Sie irgendwann Ihren Partner sanft, sich auf den Rücken zu drehen, so dass Sie auch seine Vorderseite streicheln und erkunden können. Vor dem Ende des zuvor abgesprochenen Zeitraumes nehmen Sie als aktiver Partner Ihre Berührungen langsam zurück. Verharren Sie letztendlich und spüren Sie noch einige Minuten Ihre Verbindung zu Ihrem Partner/ Ihrer Partnerin. Machen Sie sich bewusst, was sich während dieser Übung verändert hat und wie Sie sich nun in Beziehung erleben. Gerne können Sie sich zum Ausklingen noch neben Ihre Partnerin/ Ihren Partner legen.
Wenn Sie genügend Zeit haben oder einen kleinen zeitlichen Rahmen für einen Durchgang vereinbart haben, können Sie nach einer kleinen, stillen (ohne verbalen Austausch) Pause die Rollen wechseln.

Es ist grundsätzlich aber auch möglich – und manchmal eher angebracht – den Partnerwechsel an einem anderen Abend/Tag durchzuführen. Achten Sie zuvor genau auf Ihren Zustand und seien Sie ehrlich: Haben Sie die Energie, noch einen “kompletten” Durchgang dieser Übung zu vollziehen? Falls nicht, dann ist es kein Problem, einen weiteren Termin für den Wechsel abzusprechen.

Alternativ können Sie auch während der Übung tauschen, indem Sie jeweils nach der Rückenseite mit Ihrem Partner wechseln, wiederum nach dem “auf den Bauch drehen”. Die Rollen werden somit zweimal getauscht, jeder liegt einmal auf dem Bauch und einmal auf dem Rücken. Nach Abschluss der ersten Sitzung wird nicht gesprochen.
Wenn Sie diese Übung bereits einige Male gemacht haben, können Sie gerne diese Alternative ausprobieren.

Warten Sie nach der Übung mindestens eine halbe Stunde, bevor Sie darüber sprechen. Nehmen Sie sich die Zeit, selber über Ihre Gefühle nachzudenken, sie sich wieder ins Gedächtnis zu rufen und zu verinnerlichen.


Sensate Focus – die zweite Stufe: Streicheln II

Diese Phase baut auf der ersten Stufe des Sensualitätstrainings nach Masters und Johnson auf. Es ist zu empfehlen, mit dieser Phase erst dann zu beginnen, nachdem sie die erste Stufe einige Male erfahren haben.
Ziel der ersten Stufe und auch dieser Stufe ist es, Leistungsdruck, Versagensdruck oder anderen Druck abzubauen und sich bewusst eine neue Art der körperlichen Begegnung ohne sexuelle Stimulation zu eröffnen. Wenn Sie merken, dass Ihnen auf dieser Stufe wieder Druck und Stress begegnen, können Sie jederzeit wieder zur ersten Stufe zurückkehren und in dem dort beschriebenen Sinne weiter üben.

Nachdem Sie in der ersten Phase des Sensualiitätstrainings den Körper Ihres Partners streichelnd erkundet haben ohne jedoch die Brüste und/ oder die Genitalien einzubeziehen, gehen Sie auf dieser Stufe einen Schritt weiter.
Auch in dieser Phase steht die Exploration, die Erkundung ihres Partners im Vordergrund. In dieser Phase allerdings werden auch die Sexualorgane und die erogenen Zonen einbezogen. Allerdings geht es in dieser Phase wiederum nicht darum, den Partner zu erregen oder daran zu arbeiten, explizit sexuelle Gefühle entstehen zu lassen.
Wieder ist es wichtig, einen genauen zeitlichen Rahmen abzustecken und sich darauf zu einigen, wer als aktiver Partner beginnt. Wie für die erste Phase des Sensualitätstrainings empfiehlt sich zunächst mit 60 min Dauer zu beginnen. In Absprache kann dieser Zeitraum nach einiger Erfahrung auch auf 90 oder sogar 120 min erweitert werden.
Der zunächst aktive Partner sorgt für eine entsprechend angenehme Atmosphäre. Achten Sie dabei besonders auf Raumtemperatur, Beleuchtung und auf die Ausgestaltung der Liegemöglichkeit. Ihr Partner/ Ihre Partnerin sollte sich in diesem Setting entspannen können.

Sensate Focus – Die dritte Phase – erkundendes Streicheln

Die dritte Stufe des Sensualitätstrainings nach Masters und Johnson wird auch als “erkundendes Streicheln” bezeichnet. Bei diesem Übungsschritt wird grundsätzlich verfahren wie auf der zweiten Stufe – bei “Streicheln 2”; die Genitalien werden in dieser Phase aber besonders manuell erkundet und „inspiziert“.

Ziel ist es, Sicherheit und Unbefangenheit beim Berühren und Berührtwerden zu erlangen. Auch in dieser Phase steht der spielerische und explorative Aspekt im Vordergrund. Das Erkunden des Partners und seiner Lust und Erregung soll (auch) Spaß machen. Wenn Sie merken, dass Leistungsdruck oder Versagensängste sie während dieser Übung stark einschränken, können Sie jederzeit wieder zur zweiten Stufe zurückkehren und die entsprechende Übung fortführen.
Auch bei dieser Übung geht es nicht um sexuelle Erregung und Orgasmus. Stellt sich Erregung ein, wird das erkundende Streicheln unterbrochen, bis sie wieder abgeklungen ist.

Einigen Sie sich wieder – wie in der vorhergehenden Phase – darauf, wer als aktiver Partner beginnt und wie lange Sie zunächst diese Phase praktizieren wollen. Es ist zu empfehlen, zunächst mit einer 60minütigen Sitzung zu beginnen und die Dauer dann nach mehreren Übungsdurchgängen auf 75 – 90min. zu erhöhen.

Der aktive Partner sorgt dafür, dass der Raum angenehm hergerichtet ist, so dass der Partner sich hier wohl fühlen kann. Sorgen Sie dafür, dass die Temperatur zur Entspannung einlädt. Sorgen Sie weiterhin dafür, dass die Beleuchtung und auch die Unterlage diese Übung wohltuend unterstützen. Der aktive Partner ist für die Atmosphäre während der Übung verantwortlich. Richten sie den Raum entsprechend her bevor sie den passiven Partner empfangen.

Beginnen Sie in dieser Phase damit, die Genitalien Ihres Partners/Ihrer Partnerin zunächst mit den Augen und dann mit den Händen zu erforschen. Machen Sie sich auf diese Weise mit dem Körper Ihres Partners/ Ihrer Partnerin vertraut. Erkunden Sie Ihren Partner/ Ihr Partnerin durch Streicheln. Dabei geht es in dieser Phase nicht vorrangig um Stimulation, sondern um das naive, “unschuldige” Erforschen.

Lassen Sie als aktiver Partner diese Phase angemessen ausklingen, indem Sie kurz vor Ende der Übung ihre streichelnden Berührungen weniger und sanfter werden lassen. Legen Sie sich am Ende neben ihren Partner/ Ihre Partnerin und berühren Sie dessen Körper mit Ihren Händen. Bleiben Sie für einige Minuten so in Kontakt, bevor Sie Ihrem Partner die Möglichkeit geben, sich wieder alleine zu spüren.

Sensate Focus – Die vierte Stufe – Stimulierendes Streicheln

In der vierten Phase des Sensualitätstrainings nach Masters und Johnson geht es darum mit der Erregung zu spielen: Die Partner stimulieren sich abwechselnd – manuell oder oral – und lassen dann die Erregung wieder abklingen, um erneut zu beginnen. Diese Stufe wird auch als “stimulierendes Streicheln ” bezeichnet.

Diese Phase baut auf den vorhergehenden auf und Sie sollten zuvor die erste bis dritte Stufe durchlaufen haben. Wenn sie während dieser Übung starken Druck oder Stress wahrnehmen, können Sie jederzeit wieder zur dritten Phase zurückkehren und weiter der Struktur der dritten Übung folgen.
Auch in dieser Phase soll es wieder darum gehen, den Körper und die Lust des Partners spielerisch und neugierig zu erkunden. Wenn Sie während der Übung merken, dass Sie Angst bekommen oder andere Regungen wahrnehmen, die Ihren aufmerksamen Kontakt mit Ihrem Partner behindern, halten Sie kurz inne, beobachten Sie und versuchen Sie sich wieder voll und ganz auf ihren Partner einzustellen.
Auf dieser Stufe können Sie Ihre Lust und Ihre Erregung frei und ungezwungen erforschen. So soll der Mann zum Beispiel ohne Angst und völlig unbefangen erleben, dass seine Erregung kommt und wieder verschwindet – genau wie seine Erektion.
Wie in den Stufen zuvor einigen Sie sich darauf, wer als aktiver Partner mit der Übung beginnt. Wiederum sollten sie den zeitlichen Rahmen der Übung zu Beginn besprechen – zu empfehlen ist, wieder mit 60 min zu beginnen.
Nach einigen Wiederholungen können Sie den zeitlichen Rahmen auch auf 90 oder gar 120 min erhöhen.
Der aktive Partner/Partnerin trägt wie in den vorhergehenden Phasen die Verantwortung dafür, eine angemessene Atmosphäre zu schaffen. Es ist darauf zu achten, dass die Temperatur entsprechend eingestellt ist, so dass der passive Partner ohne zu frieren mindestens 60 min nackt da liegen kann. Achten Sie als aktiver Partner besonders darauf, dass auch eventuelle Fenster verhängt werden, damit der  passive Partner sich sicher und unbeobachtet fühlen kann. Sorgen sie auch auf dieser Stufe wieder dafür, dass Telefone ausgeschaltet oder auf lautlos gestellt sind, so dass sie sich möglichst für den Zeitraum der Übung ungestört wissen.
Nachdem Sie als aktiver Partner den Raum entsprechend vorbereitet haben, laden Sie Ihren Partner/Ihre Partnerin dazu ein, sich auszuziehen und sich nackt auf die Unterlage zu legen. Versichern Sie sich, dass die Unterlage und die Position ihres Partners Entspannung zulassen und dass Ihr Partner sich wohl fühlt.
Beginnen Sie die Übung, indem Sie eine Hand auf den Brustbereich ihres Partners und eine Hand auf den Bauch ihres Partners legen. Halten Sie kurz inne und spüren Sie wie es ihrem Partner geht – versuchen Sie, sich über ihre Hände in den Körper und die Regung ihres Partners hineinzufühlen.
Wenn Sie kalte Hände haben sollten, reiben Sie diese so lange gegeneinander bis Sie eine wohlige Temperatur erreicht haben.
In der ersten Phase dieser Übung betrachten Sie aufmerksam die Genitalien ihres Partners/ihrer Partnerin und beobachten dabei ihre Gefühle und Regungen. Versuchen Sie ganz genau hinzusehen und besonders die Bereiche des Körpers ihres Partners zu erkunden, die Sie normalerweise nicht oder weniger betrachten.
Beginnen Sie langsam und angemessen damit, ihren Partner mit stimulierendem Streicheln zu erregen. Beobachten Sie dabei genau die Reaktion ihres Partners und auch Ihre Resonanz dazu. Spielen Sie mit der Erregung ihres Partners/ihrer Partnerin. Achten Sie genau darauf, was ihm oder ihr besonderen Spaß bereitet.
In dieser Übung ist nichts Besonderes zu erreichen. Es geht wieder darum zu erforschen und zu erkunden: In dieser Phase steht allerdings die genitale Stimulation und Erregung im Vordergrund. Lassen Sie die Erregung ihres Partners/ihrer Partnerin jeweils kurz vor dem Höhepunkt wieder abklingen. Übertragen Sie durch Streicheln die Erregung der Genitalien auf den gesamten Körper. Mit ganzkörperlichen Streichungen sorgen Sie dafür, dass der ganze Körper erotisiert wird. Nachdem Sie Ihren Partner/Ihre Partnerin mehrmals an einen Höhepunkt herangeführt haben, können Sie ihn oder sie am Ende durch manuelle und/oder orale Stimulation zum Höhepunkt führen.
Wenn Sie als aktiver Partner spüren, dass ihr passiver Partner dadurch Druck und Stress entwickelt, dass er meint zum Höhepunkt kommen zu müssen, dann versuchen Sie ihm durch Ihre Berührung den Druck zu nehmen. In dieser Phase ist ein Orgasmus nicht zwingend notwendig.
Wenn sich die vereinbarte Zeit dem Ende nähert, lassen sie diese Übung in langsamer Weise ausklingen. Nehmen Sie dazu ihre Bewegungen auf dem Körper des passiven Partners mehr und mehr zurück, lassen Sie Ihr Streicheln sanfter und weniger werden. Am Ende legen Sie dann wieder ihre beiden Hände auf den Körper ihres Partners und lassen Sie diese Übung noch einige Minuten nach klingen, indem Sie über die Hände weiterhin mit ihrem Partner verbunden bleiben und in Beziehung zu ihm/ihr nachspüren.

Sensate Focus – Die fünfte Stufe: Den Penis einführen.

Diese fünfte Phase des Sensualitätstrainings nach Masters und Johnson baut auf den vier vorangegangenen Stufen auf.
Die Übungen sollen wieder so durchgeführt werden wie vorher, aber diesmal durch das Einführen des Penis erweitert werden. Es ist dabei nicht entscheidend, wie steif der Penis des Mannes ist; auch im schwach erigierten Zustand kann er von der Frau eingeführt werden.

Ziel ist es, die Wichtigkeit einer Erektion nicht in den Vordergrund zu stellen. Nach dem Einführen werden keine aktiven Bewegungen gemacht. Versuchen Sie, nach dem Eindringen zu beobachten, indem Sie in dieser Position ohne Ansprüche und Erwartungsdruck verharren. War der Penis vorher steif, ist es normal, dass er wieder erschlafft – weil keine Stimulation erfolgt. Das Glied wird zurückgezogen; wieder manuell stimuliert und nochmals eingeführt.
Im Anschluss an diese Übung können sich die Partner gegenseitig zum Höhepunkt bringen – jedoch ohne Penetration.

Wie bei allen anderen Phasen zuvor, ist auch hier das Maß an Stress und Druck entscheidend. Wenn Sie merken, dass Ihnen diese Phase zu viel abverlangt und Sie sich kaum hinein entspannen können, dann ist sehr zu empfehlen, wieder zur letzten Phase zurückzukehren und diese einige weitere Male zu üben. Sensate Focus soll Leistungsdruck und Stress reduzieren, damit sie für sich den Raum kreieren können, sich und ihren Partner neu zu erleben.

Einigen sie sich vor dieser Übung auf einen angemessenen Zeitraum. Diesen Rahmen sollten sie unbedingt einhalten und diese Übung entsprechend abrunden, sobald die Zeit abgelaufen ist. Zu empfehlen ist zu Beginn  dieser Phase ein zeitlicher Umfang von 45-60 min, welchen sie allerdings nach mehrfachen Durchgängen auch auf 75-90 min erhöhen können. Zum Abschluss dieser Übungsphase sollten Sie noch ein wenig zusammen liegen bleiben, indem Sie sich entweder gegenseitig halten oder mit einer Hand den Partner berühren.

Erläuterungen zum Einführen des Penis:
Das Einführen des Penis kann auf verschiedene Weisen geschehen. Es ist zu empfehlen, dass zunächst für einige Runden die Frau die Führung übernimmt. Als Mann versuchen Sie, sich zu entspannen und während der gesamten Übung sich und ihren Körper zu beobachten. Wenn die Frau in dieser Übung die führende Rolle übernimmt, ist folgendes Vorgehen zu empfehlen: Der Mann liegt auf dem Rücken, die Frau führt in der Hockstellung den Penis ein und legt sich dann auf den Mann. Ohne Koitusbewegungen verharren die Partner in dieser Position, bis die Erektion abgeklungen ist.
Nach einigen Durchgängen können Sie die führende Rolle auch wechseln. Ist der Mann in der führenden Rolle, dann kann er in der so genannten Missionarsstellung (das heißt: der Mann liegt auf der Frau, die die Beine gespreizt hat) seinen Penis einführen. Der Mann sollte dabei darauf achten, auch wenn er glaubt seine Erektion halten zu können, trotzdem zu beobachten und in dieser Position zu verharren. Er sollte bewusst während dieser Übung seine Gefühle und Regungen beobachten und der Struktur dieser Übung standhalten und mit seiner Aufmerksamkeit bei sich bleiben.

Sensate Focus – die sechste Stufe: Erkundender und stimulierender Koitus

Diese Stufe baut auf der fünften Phase auf. Auf dieser Stufe geht es darum, zu lernen, sich bei der Penetration zu entspannen und zu lernen, mit Druck umzugehen.

  • 3-5 Bewegungen nach Einführen, dann Pause. Dann wieder Penis einführen.
  • Es geht um das Erleben von Erregung und Abflauen der Erregung.

In der zuletzt genannten Stellung erkundet die Frau, immer wieder, von Pausen unterbrochen, welche Beckenbewegungen lustvoll sind. Der Mann “spiegelt” in späteren Übungen diese Bewegungen. Wie beim stimulierenden Streicheln exploriert das Paar das Auf und Ab der Erregung. Nach einigen Übungen darf es beim Koitus zum Orgasmus kommen.


Sensate Focus – die siebte Stufe: Koitus in verschiedenen Stellungen

Diese Phase markiert den Abschluss des Übungsprogramms Sensate Focus. Gehen Sie erst über zu dieser Stufe, wenn Sie die vorherigen Stufen ohne Stress und Leistungsdruck absolviert haben.
Das Paar erkundet in dieser Phase andere Koituspositionen und weitere Möglichkeiten der sexuellen Stimulation.

Nehmen Sie sich für diese Stufe ausreichend Zeit, aber einigen Sie sich wieder – ähnliche wie in den vorherigen Stufen – auf einen Zeitraum. Zu empfehlen ist wiederum zu Beginn ein Zeitraum zwischen 30 und 60 Minuten. Diese Zeitspanne können Sie nach ein wenig Übung in weiteren wiederholenden Durchgängen nach Absprache auch auf 90 oder gar 120 Minuten ausdehnen.

Therapieablauf mit Sensate Focus

Der hier skizzierte Ablauf einer Sexualtherapie mit Sensate Focus könnte klassischerweise wie folgt aussehen:

  1. Erstgespräch (alle gemeinsam)
  2. Einzelgespräch mit der Frau/ Einzelgespräch mit dem Mann
  3. Round Table Feedback über Diagnostik, Therapieplanung, Koitusverbot, Aufgaben
  4. Therapeutische Sitzungen plus häusliche Übungen: Sensate Focus I (ca. 3 bis 5 Sitzungen) ab hier bei Ejaculatio praecox:
    Wahrnehmungsdifferenzierung von bevorstehendem Samenerguss
    (Stopp- und Start-Technik) bei Ejaculation deficiens:
    Erlernen von entspannender Selbstbefriedigung allein/mit Partnerin
  5. Sensate Focus I I (2 und mehr Sitzungen)
  6. erkundendes Streicheln im Genitalbereich (3 und mehr Sitzungen) ab hier bei Vaginismus: Hegarstifte
  7. stimulierendes Streicheln (3 und mehr Sitzungen)
  8. Einführen des Penis (2 und mehr Sitzungen)
  9. Koitus mit erkundenden und stimulierenden Bewegungen
    (3 und mehr Sitzungen)
  10. Koitus in unterschiedlichen Stellungen (3 und mehr Sitzungen)
  11. Abschlussgespräch