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Party am Abgrund: Meine Nomadenjahre im Drogen- und Technorausch. Eine Aussteigerin erzählt

Mit 23 Jahren wird Bettina Vibhuti Uzler als Drogenkurierin erwischt und landet im französischen Frauenknast. Nach ihrer Freilassung wird sie Teil der Freetekno-Bewegung, reist durch Europa und organisiert illegale Partys. In der Technoszene findet sie ein Zuhause.
Doch auf die Ekstase folgt der Absturz: Bettina lebt ohne Dach über dem Kopf und verliert sich im Drogenrausch. Ein spiritueller Meister hilft ihr schließlich, aus der Szene auszusteigen. In ihrem Buch erzählt sie fesselnd von ihren waghalsigen Höhenflügen, ihrem Absturz und ihrem Weg in ein neues Leben.

 

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Unsere Einschätzung

Diese autobiographische Erzählung vermittelt einen sehr berührende Einblick in die bewegende und bewegte Vergangenheit unserer Kollegin. Und obwohl dieses Buch Schilderungen von teilweise kaum fassbaren Erlebnissen am Rande der Gesellschaft enthält, so handelt sich nicht um klassischen, weiteren Aussteiger-Roman. Vibhuti verzichtet auf reuige Passagen und den moralischen Zeigefinger und vermittelt stattdessen einen mutigen Innenblick. Als Leser wird man durch eine bunte, bildhafte Sprache gefesselt, unterhalten und zugleich auf sich selbst zurückgeworfen. Die Erzählungen sind authentisch, direkt – lassen dem Leser allerdings auch den Raum, in seiner Geschwindigkeit, eine eigene Beziehung zu den geschilderten Situationen einzugehen. So kann man sich hineinversetzen, mit der Autorin identifizieren und bewegende Erfahrungen nachempfinden, ohne darin unterzugehen.

Vibhuti Uzler beschreibt die unerfüllten Sensüchte, die sie in die Schattenbereiche der Gesellschaft getrieben haben und die im Rausch der Drogen, im Rhythmus der archaischen Beats und im Kreis der scheinbar Verbündeten zeitweise erfüllt schienen. Der Leser kann daran teilhaben, wie sie im Laufe der Erzählung immer wieder Enttäuschungen erfährt, wie es ihr immer weniger möglich scheint, davonzulaufen und in der Welt der Wagenburgen und FreeTeknoszene ihre Zukunft zu sehen. Dieser Prozess hat eine seltsame Magie, den man aus der Distanz des Lesers erkennen  und nachempfinden kann. So scheint die Autorin Anteil daran zu haben, ja den Prozess fast aktiv zu betreiben, bis letztendlich durch ihre exzessive Passivität alle Illusionen zerbrechen und ihre eigentlichen Beweggründe und inneren Konflikte nackt und unübersehbar zutage treten.

Dieses Buch vermittelt psychologische Erkenntnisse ohne psychologische, belehrende Schwere. Es lässt teilhaben, ohne narzistisch zu vereinnahmen und er führt den Leser selbst dahin, dass er sich fragt, was er im Leben sucht und wo und wie er es bisher zu finden geglaubt hat.

Die Autorin Vibhuti Uzler beweisst, dass maßgebliche Veränderung möglich ist – das berührt wohl am meisten. 2006 gründete sie zusammen mit mir das heutige Institut für Beziehungsdynamik und unser gemeinsamer, beruflicher Entwicklungsprozess begann. Ich bewundere Vibhutis Mut, sich mit der Schilderung überwundener Schattenseiten auch gegen den üblichen therapeutischen Habitus abzugrenzen. Sie beweist, dass es sich lohnt, zu seiner Vergangenheit, zu seinen Schattenseiten zu stehen und gibt damit auch als Therapeutin anderen den Mut und die Hoffnung, die manchmal notwendig ist, innezuhalten und die Reise nach innen anzutreten.