Wann würden Sie in einer Paartherapie das Thema SM zum Thema machen? Und wie würden sie es angehen?
Kategorien: Sadomasochismus
In unserer Praxis arbeiten wir normalerweise mit den Themen, die Paare mitbringen. Diese können offensichtlich sein, häufiger jedoch sind unterschwellige Machtkämpfe, destruktives Beziehungsverhalten, emotionaler Missbrauch und Gewalttendenzen zu beobachten. Wenn sich diese Themen im Laufe einer Therapie zeigen, ob nun bei Einzelklienten oder bei Paaren, arbeiten wir daran, diese Themen ans Licht zu holen, damit die Auseinandersetzung auf einer direkten und bewussten Ebene stattfinden kann.
Es ist von Fall zu Fall abhängig, ob wir Empfehlungen aussprechen, die vorhandenen Machtspielchen in die Sexualität einzubauen. Unsere Erfahrung zeigt, dass das sexuelle Spiel mit Macht und Ohnmacht die Alltagsbeziehung von diesen Themen entlasten kann. Machtansprüche, die sexuell ausgelebt werden können sich so einlösen, das Bedürfnis nach Unterwerfung und Hingabe ebenso. Allerdings sollte mit diesen Elementen nur gespielt werden, wenn grundsätzlich eine gute emotionale Verbindung unter dem Paar besteht, wenn deutlich sichtbar ist, dass es den Partnern darum geht, die Beziehung zu verbessern und nicht eine weitere Spielwiese für gegenseitige Verletzungen zu eröffnen. Wenn jeder Partner bereit ist, an sich selbst zu arbeiten und sich den unangenehmen Aspekten und Schattenseiten seiner Persönlichkeit zu stellen.
Eine Intervention in diese Richtung sollte aus unserer Sicht in jedem Fall therapeutisch begleitet werden. Durch das ritualisierte Spielen mit SM-Elementen können weitere therapierelevante Themen auftauchen, schmerzhafte Erfahrungen aus früheren Erlebnissen können aktiviert werden und müssen in den therapeutischen Prozess integriert werden. SM ist immer ein Spiel mit Grenzen. Deshalb ist die Überprüfung, ob ein grundsätzliches Wohlwollen dem Partner gegenüber und die Bereitschaft Grenzen zu akzeptieren, vorhanden ist, sonst kann die Eröffnung diese Ebene eine Beziehung auch zerstören.