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Wann spricht man von vorzeitigem Samenerguss?

Viele Männer, die eine Sexualtherapie aufsuchen, weil sie zu früh kommen, fragen sich, ob sie „gestört“ oder ob sie „normal“ sind. In diesem kurzen Video widme ich mich der Frage, wie lange „normal“ und „gestört“ ist und was eigentlich die Diagnoskritieren für vorzeitigen Samenerguss – oder auch ejaculatio praecox genannt – sind. Ich glaube, dass die Antwort auf diese Frage für eine Überwindung von vorzeitiger Ejakulation nicht wichtig ist, aber dennoch beschäftigt sie viele Menschen.

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In diesem Video beantworte ich die Frage: „Wann spricht man von vorzeitigem Samenerguss?“ – „Woran macht sich zu-früh-kommen fest?“

Wann spricht man eigentlich von vorzeitigem Samenerguss?

Hier zeigt sich ein Problem das grundsätzlich für alle sexuellen Störungen gilt: Ab wann ist etwas eine Störung und wer oder was entscheidet darüber, ob jemand „gestört“ oder „normal“ ist?

Das ist sicherlich bei einer Grippe etwas anderes, denn die Symptome kann man leicht nachweisen und sogar messen – bei sexuellen Störungen ist das nahezu unmöglich. Denn hier hängt die Störung ja maßgeblich davon ab, ob sich jemand „gestört“ fühlt oder eben auch nicht. Schließlich sitzt beim Sex ja niemand mit einer Stoppuhr daneben und misst, ob man einen vorzeitigen Samenerguss hatte.

Außerdem gibt es Studien, die eindrücklich nachweisen, dass die Dauer der Penetration keine verlässliche Größe ist, um vorzeitigen Samenerguss zu diagnostizieren. Die durchschnittliche Dauer wird in Deutschland mit 3 – 7 Minuten Penetration angegeben. Es gibt medizinische und psychologische Definitionsversuche, die die Zeit als Grundlage nehmen. Dabei wird gesagt, dass bei betroffenen Männern zwischen Einführen des Penis bis zum Orgasmus 0 – 2 Minuten liegen. Oder auch weniger als 7 Beckenbewegungen.

Es gibt viele Männer, die 1-3 Minuten Dauer als vollkommen normal und ausreichend erleben. Für sie ist es so normal, dass sie sicherlich keine Sexualtherapie aufsuchen würden. Und es gibt Männer, die darunter leiden, dass sie nur 3 Minuten mit ihrem Partner/ ihrer Partnerin durchhalten.

Ich finde es wichtig hinzuzufügen, dass die Dauer der Penetration als Kriterium nahelegt, dass es ausschließlich um Penetration geht. Es gibt viele Männer, die auch beim Oralverkehr das Gefühl haben, zu früh zu kommen.

Wann spricht man nun also von vorzeitigem Samenerguss – oder ejaculatio praecox?

Grundsätzlich ist es so Komma dass alle Phänomene, die im Katalog der WHO aufgelistet sind, als Störung anerkannt sind. Unter F 52.4 im ICD10 findet sich vorzeitiger Samenerguss. Die Definition ist dort: „Unfähigkeit, die Ejakulation ausreichend zu kontrollieren, damit der Geschlechtsverkehr für beide Partner befriedigend ist.“

In der Praxis zeigt sich, dass Männer, die unter vorzeitiger Ejakulation leiden, angeben, dass sie das Gefühl haben, den Zeitpunkt ihrer Ejaculation nicht bestimmen zu können. Sie können sich nicht kontrollieren und kommen quasi unwillkürlich. Und natürlich haben diese Männer auch den Eindruck, dass es zu früh ist – Meistens so früh, dass der Sex sich noch gar nicht richtig entwickeln konnte und so der Partner/ die Partnerin und sie noch nicht auf ihre Kosten gekommen sind.

Und sehr zentral ist das Gefühl der Betroffenen: Männer, die unter vorzeitiger Ejakulation leiden, sind nachdem sie gekommen sind nicht zufrieden, sondern fühlen sich eher deprimiert und gedrückt. Oft haben sie das Gefühl, versagt zu haben und weit hinter ihren Ansprüchen zurückzustehen. Der hohe Anspruch ist meisten, die Partnerin oder den Partner zu befriedigen bzw. zum Höhepunkt zu bringen.

Die meisten Männer, die unter ejaculatio praecox leiden, erleben ihren Orgasmus als unbefriedigend und flach. Es fühlt sich an, als würde es kein richtigen Höhepunkt geben, sondern als wenn sie sich nicht zurückhalten können und ihnen einfach unwillkürlich quasi die Energie herausrieselt.

Klar ist, dass Sex immer unterschiedlich ist. Mal hält man vielleicht länger durch, mal kürzer, mal ist es bewegender und berührender, ein anderes Mal vielleicht auch eher mechanisch und flach im Bett. Männer, die wegen vorzeitigem Samenerguss eine Sexualtherapie aufsuchen, sind in der Regel so mit der Angst, wieder zu früh zu kommen beschäftigt, dass Sex fast schon zur Qual wird. Sie rechnen schon damit, wieder der Enttäuschung zu begegnen, nicht ausreichend durchhalten zu können.

Wenn Sex oder schon die Vorstellung daran zu Belastung wird und ein Mann sich gar nicht mehr auf das „Liebesspiel“ einlassen kann, dann ist sehr zu empfehlen, professionelle Unterstützung im Rahmen einer Sexualtherapie aufzusuchen.

 

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