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Wie häufig kommen Orgasmusprobleme bei Frauen vor und welche Bezeichnungen gibt es noch dafür?

Jede Frau, die im wahrsten Sinne des Wortes damit „kämpft“ einen Orgasmus zu bekommen, vielleicht noch nie, oder nur selten einen Orgasmus hatte, oder ganz einfach nicht weiß, ob sie schon einen hatte, stellt sich wahrscheinlich dieselbe Frage: bin ich die Einzige, die das nicht „kann“, oder geht es anderen Frauen auch so? 
Hier ein paar Zahlen dazu, um einen kleinen Überblick zu bekommen:

  • Laut einer amerikanischen Repräsentativstudie von E.O. Laumann et al. (1994) erleben 20 % der Frauen manchmal oder selten und 4 % der Frauen nie einen Orgasmus.
  • Eine neuere Studie von J. Bancroft et al. (2003) besagt, das 30-50 % der Frauen mit Orgasmusschwierigkeiten, mit ihrer sexuellen Beziehung und 30- 40 % mit ihrer eigenen Sexualität unzufrieden sind.
  • Die erste Orgasmuserfahrung findet A.C. Kinsey et al. (1953) heraus, machen Frauen zu 40 % bei der Selbstbefriedigung, 27% beim Intimverkehr und 24% beim Petting (in diesem Report geben 10% der befragten Frauen an noch nie einen Orgasmus gehabt zu haben.)
  • In einer Studie der Berliner Charité zum weiblichen Sexualleben aus dem Jahr 2005 geben sogar über 90% der Frauen an, schon mal einen Orgasmus vorgetäuscht zu haben.
  • In derselben Studie fanden die Wissenschaftler bei einem Ranking der wichtigsten Einflussfaktoren für das weibliche Orgasmuserleben heraus, dass Geruch an erster Stelle „Geruch des Partners“ und „Stimmung“ auf dem zweiten Platz rangierte. Siehe auch:http://www.ulrich-wegener.de/wegener/zosl/psychotherapie_osl/sexualitaet_osl/frauensex/weibliches_sexualerleben.htm
  • Und allgemein gilt für Frauen, dass die Orgasmusfähigkeit aufgrund der sexuellen Erfahrung mit dem Alter eher ansteigt, so dass Störungen des Orgasmus häufiger bei jüngeren Frauen beobachtet werden.

Im ICD-10, dem internationalen Klassifikationskatalog für Krankheiten, findet man die wenig aufschlussreiche Erklärung unter F.52.3 zur Orgasmusstörung, wo es heißt:
„Der Orgasmus tritt nicht, oder nur stark verzögert ein.“ 
Diese Aussage impliziert gewissermaßen, dass es eine bestimmte Zeit gibt, in der „der Orgasmus“ – wobei sich hier die Frage stellt, ob mit Orgasmus nun das individuelle Erleben, die Spannungsentladung, oder was? gemeint ist- aufzutreten hat, da Frau oder Mann ansonsten gestört ist.
Diese Definition hört sich außerdem so an, als ob völlig klar wäre was ein Orgasmus ist, warum gibt es dann keine zwei Frauen auf der ganzen Welt, die ihren Orgasmus ähnlich erleben? Da die Wissenschaft nun mal gerne kategorisiert und festlegt, lassen sich in der Literatur außerdem noch folgende Unterscheidungen finden:
Es wird von einer „reinen Orgasmusstörung“ gesprochen, wenn die Lust da ist, der Sex Spaß macht, die Frau auch erregt ist, aber nur bis zu einem gewissen Grad (fachlich gesprochen bis zur Plateauphase) und die Erregung dann nicht weiter steigern kann, um die individuell unterschiedliche Orgasmusschwelle (Erregungsstufe) zu überwinden. Eine weitere Unterscheidung beschreibt, ob der Orgasmus nur in bestimmten Situationen (situative Anorgasmie), von Anfang an (primäre Anorgasmie) oder erst nach einer bestimmten Zeit (sekundäre Anorgasmie) ausbleibt.
Zudem gibt es auch noch die psychologische Anorgasmie, wo der Orgasmus zwar auftritt, ohne das er jedoch lustvoll erlebt wird, wodurch sich schließen lässt, dass solche Umfragen mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten sind, da das individuelle Erleben und die eigenen Vorstellungen davon, was ein Orgasmus ist, immer eine große Rolle spielen. In den tantrischen Lehren wird noch eine weitere Unterscheidung getroffen: Der Orgasmus bei dem die Energie gesteigert wird, um sich dann nach außen zu entladen, nennen die Tantriker Gipfelorgasmus. Im Tantra ist diese Art von Orgasmus jedoch reine Energieverschwendung. Er ist anstrengend zu erreichen, hält nicht lange vor und hinterher ist zumindest der Mann, häufig aber auch die Frau ziemlich erledigt. Außerdem begrenzt sich dieser Orgasmus auf ein fast ausschließlich genitales Erleben. Der Talorgasmus entsteht dagegen aus einem Zustand der Entspannung heraus, ohne dass dabei ein Ziel angestrebt wird. Die Aufmerksamkeit liegt eher darauf, den Augenblick zu genießen und offen zu sein, damit die Energie sich ausbreiten kann. Ein Talorgasmus ist also eher eine ekstatische, zeitlos unbegrenzte Erfahrung, die häufig mit einem erweiterten Bewusstseinszustand einhergeht und sich nicht nur im Genitalbereich abspielt.

 

Ein gutes Buch hierzu: „Zeit für Weiblichkeit“ von Diana Richardson.