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Sexsucht. Gibt es diese Krankheit wirklich, ist sie wissenschaftlich anerkannt? Und wo liegt der Unterschied zur Hypersexualität?

Im Katalog der Weltgesundheitsorganisation ICD10 findet sich ein Störungsbild, das als „Gesteigertes sexuelles Verlangen“ bzw. als Satyriasis (Mann) oder Nymphomanie (Frau) bezeichnet wird.

Da der Begriff „Sucht“ sehr inflationär gebraucht wird, verwendet ihn die WHO seit 1964 nicht mehr. Hypersexualität und Sexsucht beschreiben allerdings dasselbe Phänomen. Bei der Diagnose gibt es wenig wissenschaftliche Einigkeit.

Es gibt in Deutschland im Gegensatz zu Amerika noch keine spezifischen Therapieprogramme und Kliniken für Sexsüchtige. Es existieren allerdings Selbsthilfegruppen und Internetforen , die die Betroffenen als sehr hilfreich empfinden. Die „Anonymen Sexaholiker“ (AS) und die „Sex and Love Addicted Anonymous“ (SLAA) sind bekannte Selbsthilfegruppen.

Sexsucht ist ein Symptom und weist auf tiefer liegende Konflikte in der Person hin. Eine Therapie muss diese Konflikte berücksichtigen und erforschen, um die Person zu befähigen, sich tiefer gehend in der Sexualität einzulassen und so Entspannung und Befriedigung zu erfahren. Mit Veränderung der Beziehung zu sich selbst und zu Anderen verschwindet so meist auch das unbefriedigende und süchtige Streben nach Sex.

Sexsucht lässt sich wie ein Getriebensein beschreiben, wie ein rastloses inneres Verlangen nach einem anderen Gefühlszustand.

Oft werden in bestimmten Situationen unangenehme Gefühle wie Schuld oder Scham geweckt, die die betroffene Person unbewusst belasten und somit nicht bewältigt werden können. In der Sucht wird dann versucht, diese Regungen zu lindern. Wie sich das konkret äußert, ist individuell unterschiedlich.

Es gibt keine einheitlichen Kriterien für die Diagnose einer Sexsucht. Wie bei allen Süchten gilt: Unter Sucht versteht man ein bestimmtes Verhaltensmuster, das mit einem unwiderstehlichen, wachsenden Verlangen nach einem bestimmten Gefühls- und Erlebniszustand beschrieben wird. „Potent“ kann als „können“ übersetzt werden und „süchtig“ im Gegensatz dazu als „nicht ohne können“.

Sexsucht ist in der Regel nicht erblich. Die Grundlagen für eine Disposition zur Sexsucht können jedoch in der Kindheit gelegt werden.

Bei der Sexsucht gehen oft die Unfähigkeit, Sexualität als befriedigend zu erleben mit der gleichzeitigen Nutzung von Sex als Schmerz- und Betäubungsmittel einher.

Sexsucht ist eine Form der stoffungebundenen Süchte. Sie dient ähnlich wie Drogen oder Alkohol dazu, ganz bestimmte Gefühle zu betäuben, die der Betroffene ohne regelmäßiges Erleben eines Rauschzustandes nur schwer aushalten kann. Gleichzeitig werden durch den süchtigen Konsum Gefühle wie Scham, Schuld und innere Leere zumeist noch verstärkt, die dann wieder durch gesteigerten Konsum überdeckt werden. Das Risiko, auch andere „Betäubungsmittel“ zu gebrauchen ist somit erhöht.